Baugeschichte der Pfarrkirche
Sage zum Standort der Kirche
Die Sage erzählt, dass die Kirche von Hirschbach auf dem Hügel („Kirchberg") nordöstlich vom heutigen Standort erbaut werden sollte. Das Bauholz für die neue Holzkirche soll schon auf den Hügel gebracht worden sein, als man bemerkte, dass zwei Tauben immer wieder Holzspäne vom Bauplatz aufhoben und damit ins Tal hinunterflogen. Als man den Tauben folgte, sah man, dass sie die Holzspäne auf dem heutigen Standort der Kirche zu einem Kreuz aufgelegt hatten. Man erkannte dies als „himmlisches" Zeichen und erbaute die Kirche nun im Tal. Über dem Eingangstor der später erbauten, gotischen Pfarrkirche sollen diese zwei Tauben beim Legen des Holzspänekreuzes aufgemalt gewesen sein.
Urkundlich erwähnt wird Hirschbach erstmals 1150 in den Aufzeichnungen der Bischöfe von Passau. Die Pfarre Hirschbach erscheint dann bereits 1374 als neugebildete Pfarre mit einer Kirche zu Ehren der Hl. jungfräulichen Gottesmutter und Himmelskönigin Maria.
In der Zeit zwischen 1480 und 1490 fällt der Bau der jetzigen, spätgotischen Pfarrkiche, die der Diözesane Kunstverein anlässlich einer Besichtigung im Jahre 1891 als „imposant für eine Landkirche" bezeichnete. Die Pfarrkirche Hirschbach wurde wahrscheinlich deshalb so groß gebaut, weil Hirschbach damals schon ein vielbesuchter Wallfahrtsort war. Die Entstehung der Wallfahrt steht im Zusammenhang mit dem Heilwasser in Grünbrunn. Die Heilquelle befindet sich in einem Kilometer Entfernung von Hirschbach an der Straße nach Freistadt neben einer Marienkapelle.
In den 500 Jahren seit dem Bau der Kirche wurde die Bausubstanz kaum verändert. Um 1855 wollte man im Rahmen einer Renovierung das gesamte Kirchengewölbe einschlagen und den Dachstuhl durch einen neuen, flacheren ersetzen. Gott sei Dank ist dies aus Geldmangel nicht geschehen. Die erstellten Pläne samt Kostenvoranschlägen liegen zum Andenken im Pfarrarchiv. Im Zuge der großen Kirchenrenovierung (1905 - 1908) wurden an der Nordwand drei gotische Rosettenfenster aus Granit eingemauert und mit Glasmalerei versehen.
1925 erhielt die Sakristei einen Ausgang auf den Friedhof. In den 80er Jahren fand eine umfangreiche Außen- und Innenrenovierung statt.
Im Jahr 2001 wurde wiederum eine Innenrenovierung der Pfarrkirche durchgeführt.
Das Innere der Kirche
1. Das Prespyterium (Ostchor):
Der vordere Teil der Kirche hat eine Länge von 13,25 m, eine Breite von 5,7 m und eine Höhe von ca. 10,5 m. Der Chorraum hat ein reiches Netzrippengewölbe (vier Joche mit polygonem Ostschluss) und den Gewölbestützen sind noch spätgotisch gewundene Säulchen vorgelagert. Laut Knaurs Kulturführer Österreich besitzt die Kirche „einen besonderen bemerkenswerten Chor mit einer ungewöhnlichen Verzierung der Gewölbefelder". Auf der linken Seite (Evangelienseite) befinden sich eine schön gemeißelte, spätgotische Sakramentsnische. Das hübsche Werk springt nur um 20 cm aus der Wand und diente früher sicherlich zur Aufbewahrung der Hostien. Derzeit bewahrt es das neue Wallfahrtsbild „Maria -Mutter der Kirche", welches 1990 vom Hirschbacher Künstler Robert Himmelbauer geschaffen wurde. Ähnlich zart wie die Sakramentsnische ist auch das breite Fenster umrahmt, durch welches das zweite Stockwerk des Turmes, das sogenannte Läuthaus, mit dem Altarraum verbunden ist. Der untere Raum des Turmes dient heute als Abstellkammer und dürfte früher als Sakristei benutzt worden sein. Die gegenüberliegende, heutige Sakristei war ursprünglich eine Kapelle zu Ehren der heiligen Familie und somit eine Totenkapelle. Dieser Raum besitzt ebenfalls ein reiches Netzrippengewölbe und hat drei skulptierte Schlusssteine, die das Haupt Christi, einen Stern und einen Lilienkranz darstellen. Unterhalb der Sakristei war das Beinhaus, das im 20. Jahrhundert zugemauert wurde.
Die Einrichtung des Presbyteriums änderte sich um Laufe der Jahrhunderte einige Male. Aufgrund eines gefundenen Altarsteines, der bestimmte Rillen aufweist, nimmt man an, dass die Kirche ursprünglich gotische Flügelaltäre besaß. 1685 erhielt die Kirche einen barocken Hochaltar, der Mitte des 19. Jahrhunderts schon sehr baufällig war. Anstelle dieses Altares kam 1909 ein neugotischer von Josef Ignaz Sattler, der vorher schon für den Neuen Dom in Linz gearbeitet hatte. In der Mitte des Hochaltares ist Maria Himmelfahrt, darüber der Hl. Leopold dargestellt. Auf der linken Seite befinden sich die Statuen des Hl. Florian und darüber der Hl. Apollonia, auf der rechten Seite die des Hl. Sebastian und darüber der Hl. Elisabeth. Auf beiden Seiten des Tabernakels kann man Halbreliefs bestaunen: links Maria Verkündigung, rechts die Krönung Mariens. Das schöne, neugotische Chorgestühl stammt ebenfalls aus dem Jahre 1909. Der Volksaltar (1986) und der Ambo (Lesepult - 1989) wurden von Robert Himmelbauer und Gottfried Ecker aus alten Teilen neu zusammengesetzt. Eine vielbestaunte Sehenswürdigkeit neueren Datums ist der 2,5m hohe Osterleuchter, der ebenfalls von Robert Himmelbauer im Jahre 1990 geschaffen wurde. Auf säulenartigen Gebilde aus Ton sind alt- und neutestamentliche Darstellungen zu sehen. Das gotische Taufwasserbecken aus rotem Marmor (Ende 15. Jahrhundert) erhielt 1909 einen neugotischen Aufbau, in dessen Zentrum die Taufe Christi durch Johannes dargestellt ist.
Der Frohnbogen (Triumphbogen), der das Presbyterium vom Langhaus trennt, ist reich profiliert. Unter diesem Bogen befindet sich die herrliche, neugotische Kanzel von J. I. Sattler (1909). Auf dem Baldachin ist Moses mit den Gesetzestafeln zu sehen; auf der Kanzel selbst sind die vier Evangelisten und Jesus Christus abgebildet.
2. Das Hauptschiff (Langhaus):
Das Langhaus ist 18 m lang, 13 m breit und in der Mitte 9 m hoch. Die Kirche hat drei Schiffe. Das Mittelschiff deckt ein Netzrippengewölbe, die beiden Seitenschiffe tragen steigende Kreuzrippengewölbe. Getrennt sind sie durch zwei Reihen von je vier achteckigen Pfeilern. Durch die zwei westlichen Joche des Hauptschiffes zieht sich die Empore mit einer schön verzierten Brustwehr. In den westlichen Enden der Nebenschiffe ist je eine Wendeltreppe mit 19 Stufen angelegt, welche auf die Empore führen. Außergwöhnlich schön ist das Südtor mit seinen reichen gotischen Beschlägen (aus der Zeit um 1500).
Zur Ausstattung:
An der Ostwand des südlichen Seitenschiffes ist ein barocker „Liebfrauenaltar" (rechter Seitenaltar) aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu bewundern. Neben der Gottesmutter Maria stehen rechts die Hl. Barbara und links die Hl. Katharina. Darüber befindet sich eine Gott-Vater Darstellung, die vom alten Hochaltar stammt.
An der Ostwand des nördlichen Seitenschiffes befindet sich ein Kreuzaltar (linker Seitenaltar).
Robert Himmelbauer stellte 1983 aus vorhandenen Teilen diesen barocken Kreuzaltar zusammen. In die Predella wurde die gotische Pieta (1520) hineingearbeitet. Diese meisterhaft geschnitzte Statue aus der Donauschule dürfte wahrscheinlich das alte Gnadenbild der Wallfahrtskirche Hirschbach gewesen sein. Der Gnadenaltar „Mater dolorosa" (schmerzhafte Muttergottes mit dem Leichnam Jesu im Schoß) soll laut Überlieferung in der Mitte der Kirche unter dem Triumphbogen gestanden sein.
An der Nord- und Westwand des Langhauses befinden sich die 14 neugotischen Kreuzwegtafeln. Zwischen diesem Kreuzweg hängt das große Gemälde von Franz von Zülow (1937), einem bedeutenden österreichischen Maler, der jahrzehntelang in Hirschbach ein kleines Häuschen bewohnte. Das Bild stellt die Geburt Christi in einem Stall dar; dahinter ist nicht Bethlehem, sondern Hirschbach zu sehen. Unter diesem Bild wird zu Weihnachten die kostbare, alte Kastenkrippe (1769) aufgestellt.
Das Äußere der Kirche
1. Die Südseite:
Die Südansicht der Kirche wird geprägt von dem schönen spätgotischen Portal, dessen Holztür mit außergewöhnlichen gotischen Beschlägen versehen ist (Ende 15. Jahrhundert).
2. Die Westseite:
An der Westseite ist noch der obere Teil des ehemaligen Westtores zu sehen, das 1829 zugemauert und statt dessen ein Fenster eingesetzt wurde. An den Ecken des Langhauses befinden sich zwei seltsame „Abwehrköpfe".
3. Die Nordseite:
Die Nordwestecke des Langhauses beherrscht ein mit einer Maske verzierter Konsolstein, der vielleicht früher beim ehemaligen Westtor als Opferstein angebracht war. Dieser Stein ist vermutlich älter als die Kirche (vgl. Dehio-Handbuch, OÖ). Im nördlichen Chorwinkel ragt der 25 m hohe Turm empor, dessen Keildach 15 m hoch ist. Die Zifferblätter der Uhr sind wegen der Lage der Kirche nur gegen Osten und Süden angebracht. Das alte Uhrwerk im Turminneren trägt die Aufschrift 1763. Für die Munitionsbeschaffung während des ersten Weltkrieges und ebenso des zweiten Weltkrieges mussten die beiden großen Glocken abgeliefert werden. Die Sterbe- und die Wandlungsglocke (beide um 1380) blieben erhalten. 1947 wurden 3 neue Glocken angekauft. Klangbild: es, ges, b, des
4. Die Ostseite:
Im Ostchor der Kirche bringen vier große, von jeweils zwei Fasen geteilte Fenster viel Licht. Die schmalen Wände bekommen ganz oben durch einen Kranz von ineinandergreifenden Steinen ihre Stabilität.
Seelsorger unserer Pfarre
Bis zur Anstellung eigener Vikare in Hirschbach (wohl erst nach 1629) wurde unsere Pfarre von Caplänen aus Freistadt betreut. Erst ab 1891 gibt es bei uns den Titel „Pfarrer".
Franz d. P. Wieshofer
Pfarrer von 1852-1894
Ignaz Kehrer
Pfarrer von 1894-1924
Matthias Haudum
Pfarrer von 1924-1946
Franz d. P. Reichenauer
Pfarrer von 1946-1952
Franz Wurm
Pfarrer von 1953-1957
Leopold Schmolmüller
Pfarrer von 1957-1987
Mag. Leon Sireisky
Pfarradministrator von 1989-1996
Mag. Franz Holl
Pfarrer von 1996 bis 2019
Literatur:
Christliche Kunstblätter, Organ des Linzer-Diözesan-Kunst- und Cäcilienvereines, 32. Jahrgang, Nr. 12, Dezember 1891 und 33. Jahrgang, Nr. 1, Jänner 1892, Dehio - Kunsthandbuch, Oberösterreich, Knaurs - Kulturführer, Österreich
Ein Kirchenführer der Pfarre Hirschbach in Zusammenarbeit mit Kons. Josef Glasner und Kons. Robert Himmelbauer.